Schloss Trautenfels ist ein barockes Schloss mit Landschaftsmuseum am Fuß des Grimmings. Es erzählt die Natur- und Kulturgeschichte des Bezirks Liezen und bietet zugleich eindrucksvolle Ausblicke auf das mittlere Ennstal.
Einleitung
Wer auf der Ennstal Straße unterwegs ist, sieht Schloss Trautenfels schon aus der Distanz. Es thront auf einem Felssporn am Fuß des Grimmings und gilt als Wahrzeichen des mittleren Ennstals. Die Lage über der Enns und die Nähe zum Knoten Trautenfels machen das Schloss zu einem markanten Orientierungspunkt innerhalb der Steiermark.
Heute ist Schloss Trautenfels eine Abteilung des Universalmuseum Joanneum. Das Haus fungiert als Landschaftsmuseum für den Bezirk Liezen und stellt die Natur- und Kulturgeschichte des steirischen Ennstales und des Ausseerlandes in den Mittelpunkt. In 13 kaleidoskopartig angeordneten Räumen begegnen Besucher historischen Objekten, Alltagsgeschichten und Einblicken in die umgebende Bergwelt.
Der besondere Reiz des Schlosses entsteht durch die Mischung aus barocker Architektur, moderner Museumsinszenierung und einer exponierten Panoramalage. Wer sich für Burgen und Schlösser, regionale Geschichte oder alpine Natur interessiert, findet hier weit mehr als ein klassisches Ausflugsziel.
Lage und Rolle im Bezirk Liezen
Schloss Trautenfels liegt in der Gemeinde Stainach Pürgg im Bezirk Liezen, dem größten Bezirk Österreichs. Das Schloss erhebt sich auf einem Felssporn am Fuß des Grimmings. Von hier eröffnet sich ein weiter Blick über das mittlere Ennstal und die umliegende Bergwelt bis zum Ausseerland.
Verkehrstechnisch liegt Schloss Trautenfels sehr günstig. Über die Pyhrn Autobahn A9 erreicht man den Knoten Selzthal und fährt weiter Richtung Salzburg. Ab Liezen führt die B320 bis zum Knoten Trautenfels, wo die Abfahrt Irdning direkt zum Schlossbereich führt. Die Haltestelle Trautenfels Schloss liegt wenige Gehminuten entfernt.
Als Museum der Region versteht sich Schloss Trautenfels als Wissenszentrum des Bezirks. Das Landschaftsmuseum dokumentiert die Naturgeschichte der alpinen Bergwelt, den Wandel der Kulturlandschaft sowie das Alltagsleben im Ennstal und Ausseerland. Damit fungiert das Schloss als zentraler Ort für das Verständnis einer vielfältigen Region.
Von der Burg Neuhaus zum Wahrzeichen des mittleren Ennstals
Die Geschichte von Schloss Trautenfels beginnt mit der mittelalterlichen Burg Neuhaus. Sie wurde 1261 erstmals erwähnt und stand an einem Knotenpunkt der historischen Salzstraße. Als Talsperre kontrollierte sie Handelswege und bildete einen wichtigen Grenzposten innerhalb der Steiermark.
Im Laufe des 13. Jahrhunderts war die Burg Konflikten zwischen regionalen Mächten ausgesetzt. Nach Zerstörungen wurde Neuhaus wieder aufgebaut, behielt jedoch ihre strategische Bedeutung. Später befand sich die Burg im Besitz der Familie Hofmann, die zu den prägenden protestantischen Adelshäusern der Region gehörte. Neuhaus wurde zeitweise zu einem Zentrum der Reformation.
Nach mehreren Eigentümerwechseln blieb der mittelalterliche Kern erhalten, doch der entscheidende Wandel erfolgte im 17. Jahrhundert.
Wie verlief die Geschichte von Schloss Trautenfels im Überblick
Ein Schlüsselmoment war das Jahr 1664. Der steirische Landeshauptmann Graf Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff kaufte die Burg Neuhaus, ließ sie umfassend umbauen und gab ihr den Namen Trautenfels. Aus dem Wehrbau entstand ein repräsentatives Schloss, das die Gegenreformation architektonisch widerspiegelte.
Die barocken Prunkräume im ersten Obergeschoss stammen überwiegend aus dieser Zeit. Die Familie Trauttmansdorff blieb bis 1815 im Besitz des Schlosses. Danach führte eine Versteigerung zu mehreren Eigentümerwechseln, die jeweils neue Umbauten und Nutzungen mit sich brachten.
Im Jahr 1878 übernahm Josef Graf Lamberg das Schloss. Mit finanzieller Unterstützung aus der Industriellenfamilie Werndl wurde Trautenfels zu einem stattlichen Wohnsitz ausgebaut. Aus dieser Phase stammen unter anderem das Geweihzimmer und weitere historische Räume, die bis heute zu den Besonderheiten des Museums zählen.
Im 20. Jahrhundert änderten sich die Besitzverhältnisse erneut. 1941 ging Schloss Trautenfels in den Besitz der Deutschen Reichspost über, die jedoch kriegsbedingt keine geplanten Einrichtungen umsetzen konnte. Nach Kriegsende gelangte das Gebäude in öffentliche Hände und später an das Land Steiermark.
1959 eröffnete ein Heimatmuseum als Museum für den Bezirk Liezen. 1983 erhielt die Gemeinde Pürgg Trautenfels das Gebäude, gründete den Verein Schloss Trautenfels und sicherte damit die Pflege und Erhaltung des Ensembles. Mit der steirischen Landesausstellung 1992 begann die Entwicklung zum modernen Landschaftsmuseum.
Barocker Ausbau und künstlerische Ausstattung
Architektonisch zeigt sich Schloss Trautenfels als mächtiger Rechteckbau mit überdeckten Innenhöfen, fünf Basteien und einem dominierenden Turm. Diese Elemente erinnern an die frühere Burg Neuhaus. Die heutige Wirkung des Schlosses wird aber durch den barocken Ausbau des 17. Jahrhunderts geprägt.
Graf Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff ließ im ersten Obergeschoss den großzügigen Marmorsaal anlegen sowie eine frei stehende Schlosskapelle. Ergänzt wurde dies durch weitere prunkvolle Repräsentationsräume. Diese Räume bilden heute den kunsthistorischen Kern des Schlosses.
Eine zentrale Rolle spielt der Freskenzyklus des Künstlers Carpoforo Tencalla, der um 1670 tätig war. Seine Malereien im Marmorsaal, in der Kapelle und in weiteren Räumen erinnern an mediterrane Bildtraditionen und zählen zu den herausragenden barocken Werken in der Steiermark. Die Stuckarbeiten stammen von Alessandro Sereni, dessen plastische Elemente die Wirkung der Fresken verstärken.
Im Zuge der Generalsanierung von 1992 wurden moderne architektonische Elemente nach Plänen von Manfred Wolff-Plottegg eingefügt. Sichtbeton, Stege und klare Linien setzen bewusste Kontraste, ohne die historische Substanz zu beeinträchtigen. Dadurch entsteht heute eine charakteristische Verbindung aus alter und neuer Architektur.
Wer waren Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff, Carpoforo Tencalla und Alessandro Sereni
Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff war Landeshauptmann und ein Vertreter der Gegenreformation. Mit dem Umbau von Neuhaus zu Schloss Trautenfels setzte er ein machtpolitisches Zeichen und schuf einen repräsentativen Familiensitz.
Der Freskenmaler Carpoforo Tencalla galt als einer der bedeutenden Barockmaler Mitteleuropas. Er arbeitete in mehreren Ländern und schuf großformatige Bildprogramme, die religiöse Allegorien und höfische Darstellungen verbinden.
Alessandro Sereni ergänzte diese Arbeiten mit reich ornamentiertem Stuck, der die Raumwirkung der barocken Prunkräume stark prägt. Gemeinsam schufen die Künstler ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk, das Besucher heute erleben können.
Landschaftsmuseum Schloss Trautenfels: Konzept und Dauerausstellung
Das Landschaftsmuseum Schloss Trautenfels wurde in den 1950er Jahren begründet und später konzeptionell weiterentwickelt. Es widmet sich der Natur- und Kulturgeschichte des steirischen Ennstales, des Ausseerlandes und der umliegenden Täler.
Die Dauerausstellung gliedert sich in 13 kaleidoskopartig angeordnete Räume, die einzelne Aspekte der Region beleuchten. Dazu gehören Themen wie Wald und Holz, Leben zwischen Berg und Tal, Almwirtschaft, Bergbau, Arbeitswelt, Brauchtum, Glaube, Jagd und Wohnen.
Mit über 40.000 Objekten besitzt das Museum eine der umfangreichsten regionalen Sammlungen der Steiermark. Rund 1.000 Exponate werden dauerhaft gezeigt. Neben Alltagsgegenständen und Textilien finden sich geologische Funde, naturkundliche Präparate, Fotografien und multimediale Installationen.
Ausblicke auf die reale Landschaft sind bewusst in das Ausstellungskonzept integriert. Fenster öffnen gezielt die Sicht auf den Grimming, auf das Ennstal und auf die umliegenden Täler. Damit entsteht ein Dialog zwischen Innenraum und Landschaft, der das Konzept eines Landschaftsmuseums konsequent umsetzt.
Was gibt es im Landschaftsmuseum Schloss Trautenfels zu sehen
Der Rundgang beginnt im Einstimmungsraum, der einen Überblick über Region, Sammlung und Geschichte bietet. Der Themenraum Wald und Holz zeigt die ökologische und wirtschaftliche Bedeutung der regionalen Wälder. Werkzeuge, historische Darstellungen und Tierpräparate veranschaulichen die Entwicklung der Forstwirtschaft.
Weitere Räume widmen sich dem Leben zwischen Tal und Höhe, der bäuerlichen Architektur und der alpinen Landwirtschaft. Modelle, Fotografien und Dokumente vermitteln das Leben in einer Bergregion, die von Naturgewalten ebenso geprägt ist wie von der Nutzung durch die Bevölkerung.
Historische Wohnräume aus der Lamberg-Zeit, darunter das Jagdzimmer und rekonstruierte Stuben, zeigen die Lebenswelt verschiedener sozialer Gruppen. Textile Bestände und Handarbeiten geben Einblick in traditionelles Handwerk. Die Vielfalt der Objekte macht das Landschaftsmuseum zu einem Ort, der regionale Kulturgeschichte anschaulich vermittelt.
Sonderausstellungen und Programme
Neben der Dauerausstellung spielen Sonderausstellungen eine wichtige Rolle. Sie greifen Themen auf, die geologische, kulturhistorische oder gesellschaftliche Entwicklungen beleuchten. In den vergangenen Jahren standen unter anderem Landschaftsveränderungen, regionale Alltagskultur und medizinische Geschichte im Fokus.
Eine geologische Ausstellung zeigte beispielsweise, wie Gletscher und Klimaveränderungen die Region geformt haben. Andere Projekte befassten sich mit Ressourcen, Gesundheit oder mit den Veränderungen im 20. Jahrhundert. Die Sonderausstellungen schlagen stets Brücken von der regionalen Geschichte zu überregionalen Fragestellungen.
Begleitend finden Vorträge, Workshops und Führungen statt. Für Kinder bieten Figuren wie der Schlossgeist Emil einen spielerischen Zugang. Schulen nutzen Schloss Trautenfels als außerschulischen Lernort.
Welche Sonderausstellungen erwarten Besucher im Schloss Trautenfels
Das Sonderausstellungsprogramm wird jährlich überarbeitet. Neue Themen knüpfen an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen an und beleuchten diese aus regionaler Perspektive. Die Bandbreite reicht von geologischen Prozessen über historische Themen bis zu Fragestellungen der Gegenwart.
Ein Blick auf die vergangenen Jahre zeigt, dass das Museum bewusst unterschiedliche Ansätze verfolgt. Besucher, die regelmäßig wiederkehren, erleben den Wandel der musealen Erzählung und entdecken stets neue Inhalte. Die jeweils aktuelle Ausstellung ist auf der Website des Universalmuseum Joanneum angekündigt.
Besuchserlebnis: Aussichtsturm, Bergwelt und Umgebung
Ein markantes Erlebnis ist der Aussichtsturm von Schloss Trautenfels. Vom höchsten Podest bietet sich ein weiter Blick auf das mittlere Ennstal und die umliegende Bergwelt. Der Grimming dominiert die Szenerie und verleiht dem Panorama seine Kraft.
Der Rundgang durch das Schloss führt durch historische Gänge, Höfe und Treppen. Moderne Bauelemente sind klar von der historischen Struktur ablesbar. Dieser Wechsel zwischen Mittelalter, Barock und zeitgenössischer Architektur macht den Besuch abwechslungsreich.
In der Umgebung des Schlosses liegen weitere kulturhistorisch bedeutsame Orte. Die Pfarrkirche St. Georg in Pürgg und die evangelische Kirchenruine Neuhaus gehören dazu. Ein kombinierter Ausflug erschließt die religiöse Geschichte des oberen Ennstales.
Wie erreichen Sie Schloss Trautenfels und wann hat es geöffnet
Mit dem Auto erreichen Sie das Schloss über die A9 Pyhrn Autobahn und die B320 bis zum Knoten Trautenfels. Von dort führt die Abfahrt Irdning direkt zum Schlossareal. Parkmöglichkeiten befinden sich am Fuß des Schlossbergs.
Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt meist über den Bahnhof Stainach Irdning. RegioBus Linien verbinden den Bahnhof mit der Haltestelle Trautenfels Schloss. Von dort erreichen Sie das Schloss zu Fuß.
Die Öffnungszeit orientiert sich an einer Saison von Frühling bis Herbst. In dieser Zeit ist das Museum an den meisten Tagen geöffnet. Die genauen Zeiten sowie eventuelle Sonderöffnungen werden jährlich bekanntgegeben.
Für wen lohnt sich ein Besuch von Schloss Trautenfels besonders
Familien profitieren von interaktiven Stationen und kindgerechten Vermittlungsangeboten. Figuren wie der Schlossgeist Emil erleichtern den Zugang zu Natur- und Kulturthemen.
Geschichts- und Architekturinteressierte erleben ein Bauwerk, das Mittelalter, Barock und moderne Architektur verbindet. Die barocken Prunkräume, die Fresken von Tencalla und der Stuck von Sereni bilden kunsthistorische Höhepunkte.
Naturinteressierte Besucher erhalten Einblicke in die Naturgeschichte des steirischen Ennstales. Die Kombination aus Museum und realer Umgebung schafft eine Verbindung, die den Blick auf die alpine Kulturlandschaft vertieft.
Regionalkundlich Interessierte finden vielfältige Informationen zur Entwicklung der Steiermark. Schloss Trautenfels fungiert als regionales Schlüsselmuseum und vermittelt komplexe Zusammenhänge in verständlicher Form.
Kernfakten im Überblick
| Aspekt | Kurzbeschreibung |
|---|---|
| Lage und Funktion | Schloss auf Felssporn am Fuß des Grimmings, Wahrzeichen des mittleren Ennstales, Landschaftsmuseum des Universalmuseum Joanneum |
| Geschichte | Erst 1261 als Burg Neuhaus erwähnt, 1664 barocker Ausbau durch Graf Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff, spätere Besitzer Lamberg, seit dem 20. Jahrhundert Museum |
| Museum und Erlebnis | 13 kaleidoskopartig angeordnete Räume zur Natur- und Kulturgeschichte des Ennstales und Ausseerlandes, barocke Prunkräume, Aussichtsturm über dem Ennstal |
Fazit
Schloss Trautenfels verbindet Geschichte, Kunst und Landschaft zu einem stimmigen Gesamtbild. Die Entwicklung von der mittelalterlichen Burg Neuhaus zum barocken Repräsentationsschloss der Trauttmansdorff zeigt zentrale Stationen der steirischen Geschichte. Die architektonischen Elemente, Fresken und Prunkräume veranschaulichen diese Entwicklung.
Als Abteilung des Universalmuseum Joanneum bietet das Schloss einen umfassenden Einblick in die Kultur- und Naturgeschichte des Bezirks Liezen. Die 13 kaleidoskopartig angeordneten Ausstellungsräume beleuchten geologische Prozesse, handwerkliche Traditionen, Alltagskultur und die alpine Landschaft.
Das besondere Besuchserlebnis entsteht durch die Lage am Felssporn, den Blick auf die umliegende Bergwelt und die Nähe zu weiteren historischen Orten. Schloss Trautenfels ist damit ein lohnendes Ziel für alle, die die Region intensiv kennenlernen möchten.
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