Jochen Krobath ist Metallkünstler und Inhaber von Wildstahl e.U., einem Atelier- und Label für Stahlkunst und Interior-Objekte, das in der Steiermark präzise Metallbautechnik mit zeitgenössischem Design verbindet. Unter wildstahl.at entstehen handveredelte Wandreliefs, Skulpturen und limitierte Kleinserien aus kaltgewalztem Stahl, die als charakterstarke Unikate „Made in Austria“ erhältlich sind. Im Interview mit „Steirische Wirtschaft“ spricht Krobath darüber, wie er künstlerische Integrität, regionale Industriepartner und unternehmerisches Denken zu einer klaren Marke bündelt.
1. Wie hat sich Ihre persönliche Handschrift als Künstler entwickelt und wie übersetzen Sie diesen Stil in marktfähige Produkte, ohne die künstlerische Integrität zu verlieren?
Jochen Krobath: Meine Handschrift hat sich aus zwei Welten entwickelt: aus der Präzision des Metallbaus und aus der Freiheit der Kunst. Ich komme aus einer Werkstattkultur, in der Millimeter zählen, doch in meinen künstlerischen Werken lasse ich bewusst Raum für rohe Energie, organische Linien und materialechte Imperfektion. Dieser Kontrast ist heute der Kern von Wildstahl.
Marktfähig werden meine Arbeiten nicht dadurch, dass ich sie an Trends anpasse, sondern indem ich konsequent meine eigene Sprache schärfe: klare Silhouetten, starke Symbolik, expressive Lamellenstrukturen und der bewusste Einsatz von Licht und Schatten. Integrität bewahre ich, indem jedes Werk zuerst als Kunst gedacht wird und erst danach als Produkt.

2. Wildstahl verbindet Handwerkskunst mit moderner Ästhetik. Welche technischen oder gestalterischen Innovationen prägen Ihre Arbeit derzeit am stärksten?
Jochen Krobath: Zurzeit prägen zwei Innovationsfelder Wildstahl besonders:
1. Digitale Materialinterpretation: eigene Algorithmen und Tools, um Fotografien und Ideen in lamellenbasierte Stahlskulpturen zu übersetzen.
2. 3D-Reliefskulpturen für Wandinstallationen: klare, symmetrische Formen, die aus der Wand „herauswachsen“, verbunden mit digitaler Modellierung und handwerklicher Umsetzung.
Dazu kommen neue Oberflächenbehandlungen, die Stahl nicht verstecken, sondern seine Energie verstärken: von Hitzeoxidation bis Patina-Lacken. Ich experimentiere aber kontinuierlich mit Materialien und Bearbeitungsformen, sodass meine Arbeit ständig hinterfragt wird und sich immer weiterentwickeln kann.

3. Viele Ihrer Stücke entstehen in enger Zusammenarbeit mit regionalen Partnern. Welche Bedeutung hat die steirische Industrie- und Kreativlandschaft für Ihr Schaffen?
Jochen Krobath: Ohne die steirische Industrie gäbe es Wildstahl in dieser Form nicht. Ich arbeite seit meiner Jugend im Metallbau und bin stark in regionale Netzwerke eingebunden: Laserbetriebe, Oberflächenveredelung, Materialhändler, Handwerksbetriebe. Diese Nähe ermöglicht kurze Wege, hohe Qualität und echtes Vertrauen.
Gleichzeitig inspiriert mich die ausgeprägte steirische Kreativszene. Kunst, Technik, Design und Industrie liegen hier sehr nah beieinander. Genau diese spannende Mischung entspricht meinem eigenen Weg und inspiriert mich tagtäglich.
4. Zwischen Atelier und Online-Shop: Wie gelingt Ihnen die Balance zwischen exklusiver Einzelanfertigung und digitaler Vermarktung?
Jochen Krobath: Für mich ist es keine Konkurrenz, sondern ein System. Das Atelier steht für Unikate und große Skulpturen. Der Online-Shop schafft Zugänglichkeit – kleinere, limitierte Editionen, die meine Formsprache in den Alltag bringen. Viele Kundinnen und Kunden lernen Wildstahl zuerst über ein Serienprodukt im Shop kennen und entwickeln daraus den Wunsch nach einem individuellen Werk für ihren Raum. Gleichzeitig nutze ich den Online-Shop, um neue Ideen in kleinen Auflagen zu testen, bevor sie in größeren Skulpturen weitergedacht werden. Ich trenne klar zwischen beiden Bereichen, und sie stärken sich gegenseitig – kreativ, wirtschaftlich und in der Wahrnehmung der Marke.

5. Was raten Sie jungen Kreativen in der Steiermark, die ihr künstlerisches Talent wirtschaftlich erfolgreich positionieren möchten?
Jochen Krobath:
Erstens: Seid kompromisslos in eurem Stil!
Zweitens: Lernt das Handwerk des Verkaufens genauso ernsthaft wie das der Kunst!
Drittens: Nutzt die regionale Industrie als Partner!
Kunst ist auch ein Unternehmen: Branding, Storytelling, Qualität und Preisstrategie gehören genauso dazu wie der kreative Prozess, andernfalls besteht die Gefahr, dass die eigene Kunst brotlos bleibt.
Herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg und Inspirationen!
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