In wirtschaftlichen Betrachtungen über die Südsteiermark stehen meist Industrie, Gewerbe, Tourismus und Weinwirtschaft im Vordergrund. Doch jenseits dieser etablierten Branchen existiert ein Netzwerk, das seit Jahrzehnten stabil wirkt und wesentlich zur sozialen und kulturellen Infrastruktur beiträgt: die Kirche.
Mit dem Seelsorgeraum Leibnitzer Feld entstand ein Verbund, der mehrere Pfarren unter einer strategischen Klammer vereint und damit neue Formen der Zusammenarbeit ermöglicht. Für die Region ergibt sich daraus ein Wirkungskreis, der weit über das spirituelle Angebot hinausreicht.
Kirchliche Neuordnung mit regionaler Wirkung
Der Seelsorgeraum Leibnitzer Feld umfasst die Pfarren Leibnitz, Lang, St. Georgen an der Stiefing, Lebring–St. Margarethen, Wagna und Wildon. Das Gebiet ist wirtschaftlich heterogen geprägt: Die Bezirkshauptstadt Leibnitz hat einen starken Handelsschwerpunkt, während die umliegenden Gemeinden industrielle Betriebe, Logistikstandorte und landwirtschaftlich geprägte Strukturen vereinen. Diese Mischung schafft eine Ausgangslage, in der soziale Stabilität und kulturelle Identität wichtige Faktoren für langfristige Standortentwicklung sind.
Die Leitung des Seelsorgeraums liegt bei einem multiprofessionellen Team. Die pastorale Verantwortung wird durch administrative Rollen ergänzt, die Prozesse, Kommunikation und Ressourcenverteilung koordinieren. Ziel ist es, nicht nur kirchliche Angebote zu bündeln, sondern Synergien zu schaffen, die den Pfarren ermöglichen, ihre Stärken gemeinsam auszuspielen. Dadurch wird eine Fragmentierung vermieden, die in vielen ländlichen Räumen eine Herausforderung darstellt.
Pastoralplan als strategische Leitlinie
Das inhaltliche Zentrum dieser Kooperation bildet der Pastoralplan, der als mehrjähriges Strategiepapier fungiert. Er beschreibt, wie das kirchliche Leben im Seelsorgeraum aussehen soll, welche Bedürfnisse bestehen und in welchen Bereichen Veränderungen notwendig sind. Auffallend ist die klare Ausrichtung auf Vernetzung: Die Pfarren sollen einander ergänzen, nicht konkurrieren.
Der Pastoralplan definiert unter anderem Maßnahmen wie die Einführung regelmäßiger Austauschformate, die Stärkung der Kommunikation zwischen Pfarrgemeinderäten und die Einbindung Ehrenamtlicher in koordinierte Teams. Eine besondere Rolle spielen Veranstaltungen, die Menschen unabhängig von ihrer Pfarrzugehörigkeit erreichen sollen. Dazu zählt das Fest der Begegnung, das als Auftaktfeier des Seelsorgeraums bereits ein sichtbares Signal setzte. Auch das Seelsorgeraum-Forum dient als Plattform, auf der Ideen gesammelt, Projekte angestoßen und Herausforderungen offen diskutiert werden.
Die strategische Arbeit ist bewusst langfristig angelegt. Veränderungen im kirchlichen Leben benötigen Zeit, besonders in Regionen, in denen Tradition und Gemeinschaft einen hohen Stellenwert haben. Der Pastoralplan schafft hier einen Rahmen, der Orientierung bietet, ohne starre Vorgaben zu erzwingen.
Wirtschaftliche Bedeutung im Hintergrund
Kirchliche Strukturen werden im wirtschaftlichen Diskurs oft unterschätzt. Österreichweit ist die katholische Kirche jedoch ein relevanter Arbeitgeber, Träger sozialer Einrichtungen und Auftraggeber für Bau-, Kultur- und Bildungsprojekte. Diese Bedeutung strahlt bis auf lokale Ebenen aus.
Im Seelsorgeraum Leibnitzer Feld umfasst dies etwa Beschäftigungsverhältnisse im pfarrlichen Bereich, Aufträge für regionale Handwerksbetriebe bei Renovierungen, Dienstleistungen rund um Veranstaltungen oder Kooperationen mit sozialen Einrichtungen. Hinzu kommt das beträchtliche Volumen an ehrenamtlicher Arbeit: ein Faktor, der in der regionalen Wertschöpfungsbetrachtung oft übersehen wird, aber erheblich zur Stabilität sozialer Systeme beiträgt. Und diese Stabilität sorgt natürlich auch für Kreativität und wirtschaftliche Prosperität.
Auch kulturell und touristisch leisten die Pfarren einen Beitrag: Kirchenräume werden für Konzerte, Ausstellungen oder gemeinnützige Events genutzt, und historische Bauten wie die Stadtpfarrkirche Leibnitz oder die Kirchen in Wildon, Wagna und Lang sind Fixpunkte im regionalen Kulturerbe.
Sozialer Kitt für Gemeinden und Unternehmen
Der Seelsorgeraum spielt eine Rolle, die über religiöse Angebote hinausgeht. Er wirkt als ein Ort, an dem unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zusammenfinden. Der Raum steht der älteren Stammbevölkerung, Familien, Jugendlichen und überhaupt allen zur Verfügung. In einer Region, die wirtschaftlich wächst und sich demografisch verändert, ist diese integrative Funktion entscheidend.
Für Unternehmen ergeben sich indirekte Vorteile: Gemeinden, die ein starkes soziales Gefüge besitzen, sind für Fachkräfte attraktiver. Die Einbindung in Vereine, Initiativen und pfarrliche Angebote erleichtert es Menschen, sich niederzulassen und am lokalen Leben teilzunehmen. Zudem fördern kirchliche Einrichtungen Werte wie Gemeinschaft, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein – Qualitäten, die auch in betrieblichen Kontexten geschätzt werden.
Ein weiterer Aspekt ist die Sichtbarkeit regionaler Identität. Kirchenfeste, kulturelle Veranstaltungen oder gemeinschaftliche Aktionen schaffen Anlässe, die das Gemeinschaftsgefühl stärken und die Region nach außen positiv darstellen. Dies unterstützt das Standortmarketing, das längst nicht mehr nur harte Faktoren wie Infrastruktur oder Arbeitsplätze umfasst, sondern auch Lebensqualität und kulturelle Vielfalt.
Ansatzpunkte für die regionale Wirtschaft
Aus der Perspektive der Unternehmen bieten sich mehrere Kooperationsmöglichkeiten:
- Kooperationen bei Veranstaltungen
Pfarrliche Events sind Chancen für Betriebe, sich als regional verankerte Partner zu zeigen – sei es durch Sponsoring, gemeinsame Projekte oder eigene Beiträge, die das Programm ergänzen. - Corporate Volunteering
Ehrenamtliches Engagement von Mitarbeitenden in kirchlichen oder sozialen Projekten stärkt interne Teamkultur und wirkt positiv auf die öffentliche Wahrnehmung. - Nutzung von Infrastruktur
Viele Pfarren verfügen über Räume, die sich für Workshops, Besprechungen oder Netzwerkabende eignen. Solche Kooperationen schaffen Nähe zwischen Wirtschaft und Zivilgesellschaft. - Soziale Verantwortung als Profilfaktor
Unternehmen, die Präsenz in sozialen Projekten zeigen, positionieren sich als verantwortungsbewusste Arbeitgeber und stärken ihre Identifikation mit der Region.
Fazit
Der Seelsorgeraum Leibnitzer Feld ist kein wirtschaftlicher Akteur im klassischen Sinne, beeinflusst jedoch spürbar das regionale Umfeld. Durch soziale Netze, kulturelle Präsenz und eine strategische Struktur trägt er zur Lebensqualität im Raum Leibnitz bei. Damit trägt er zu jenen Rahmenbedingungen bei, die für die langfristige wirtschaftliche Entwicklung einer Region entscheidend sind. Für Gemeinden, Organisationen und Unternehmen lohnt sich daher der Blick auf diese Ebene: Sie zeigt, wie sehr soziale Stabilität und wirtschaftliche Dynamik zusammenwirken.
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